Projektbeschreibung:
In Deutschland besuchen rund 500.000 Schülerinnen und Schüler nur sehr unregelmäßig den Unterricht. 30.000 davon sind Totalverweigerer. Hintergrund des Projektes „Intensivklasse Rodenbergschule“ ist nun der Versuch, Jugendlichen mit einem erhöhten Förderbedarf in den unterschiedlichsten Bereichen gerecht zu werden und Tendenzen der Schulverweigerung entgegen zu wirken. In jahrgangsübergreifenden Intensivklassen werden in kleinen Lerngruppen Schüler mit besonders schweren (Verhaltens-)Störungen unter hohem Personaleinsatz unterrichtet. In der Regel erfolgen die Stunden im Rahmen von Ganztagsunterricht in enger räumlicher und konzeptioneller Verbindung zu einer sozialen oder psychologischen Einrichtung. Wesentliche Ziele sind der Aufbau eines angemessenen Sozial- und Arbeitsverhaltens, die Vermittlung grundlegender Kulturtechniken und Sacherfahrungen und die Stabilisierung des oft verzerrten Selbstbildes. Alle pädagogischen Bemühungen der Intensivklasse sind auf die (Re-)Integration der Kinder und Jugendlichen in Schule und Gesellschaft ausgerichtet.
Das Besondere:
Ein erfolgreicher Start in die Arbeitswelt kann nur dann erreicht werden, wenn die Schülerinnen und Schüler über ein Mindestmaß an Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ausdauer und Leistungsbereitschaft verfügen. Daher muss die Anbahnung und Erweiterung dieser elementaren Qualifikationen primäres Ziel sein. Während in anderen Schulformen die Gestaltung des Übergangs in die Arbeitswelt prioritär behandelt wird, ist diese Zielsetzung in den Intensivklassen zunächst einmal nachrangig.
Die oft üblichen und vielfältigen Sanktionen werden von dem Team um Dieter Mattick durch vier Hauptsäulen ersetzt: Beziehungs-Arbeit und Vertrautheit mit Schülern und Eltern, Auslagerung des Beschulungsortes, Kooperation mit außerschulischen Partnern und Institutionen, (Re-)Integration in Gesellschaft und Arbeitswelt. Die Schülerinnen und Schüler sollen gefordert, aber nicht überfordert werden. Jugendliche und Erziehungsberechtigte erhalten Hilfe um sich aus der bisher scheinbar nicht durchdringbaren Schulabstinenz auf der einen Seite und der Überforderung und Resignation in der Erziehung und Begleitung der Jugendlichen auf der anderen Seite zu befreien. Die Pädagogen setzten dabei auf Selbständigkeit und Selbsttätigkeit: Befähigung anstelle von Bevormundung.
Erfahrungen und Ergebnisse:
Die Schülerinnen und Schüler fehlten auffällig seltener nach Eintritt in das „Programm gegen Schulabsentismus“ – das belegte eine statistische Erhebung der Fehlstunden vor und nach dem Besuch der Intensivklasse. Auch die Befragung von Lehrkräften in der Klasse bestätigte die positive Wirkung und Resonanz des Konzeptwechsels. In einem Fall erfolgte nach Verlassen der Intensivklasse sogar ein Rückwechsel in die Stammschule.
Perspektivisch ist das vorliegende Konzept vielfältig erweiterbar und lässt sich auch auf andere Schulformen wie etwa die Hauptschule übertragen. Das Projektteam plädiert für den schrittweisen Ausbau der Intensivklasse in ein Kompetenzzentrum „Gegen Schulabsentismus“.
Aus dem Gutachten:
„Das Vorhaben überzeugt nicht nur durch genaue Angaben der Ziele, die durch die vorgesehenen schulischen und außerschulischen Maßnahmen erreicht werden sollten, sondern auch durch eine überlegte Gestaltung der einzelnen Schritte, z.B. den Abschluss von Verträgen mit den Schülern und den Eltern vor Beginn des Versuchs, die deutlichen Unterschiede des Unterrichts zur schulischen Regelarbeit und die gezielten Hilfen zum Erwerb kommunikativer und sozialer Kompetenzen.“
„Das Vorhaben drängt geradezu zu einer Fortführung und Übertragung!“