Preisträger

Unterricht innovativ
2019
1. Preis

Lernbüro digital-kooperativ

Projektteam: Bernd Bischoff (NvW-Konrektor), Christian Czaputa (ehemaliger Kon-Rektor in Pfuhl), Florian Dendorfer (NvW), Verena Kopp (ehemalige Mitwirkende in NvW), Eva Lippert (Pfuhl), Nicole Nägele (Pfuhl), Sebastian Schmidt (Projektleiter Pfuhl), Eugen Staudinger (NvW), Ferdinand Stipberger (Projektleiter Neunburg vorm Wald), Michael Zimmerer (NvW)

Projektbeschreibung

Zwei Schulen, 280 Kilometer Distanz und eine gemeinsame Vision: Unterricht gemeinsam zu gestalten. Die Kooperation der beiden Schulen, die über soziale Medien zusammengefunden haben, steht unter dem Motto „Digital lehren und lernen im Fach Mathematik“.

Mit dem Ziel, mehr Zeit für den pädagogischen und didaktischen Austausch zu haben, teilen sich sieben Lehrer die Unterrichtsvorbereitungen auf und erstellen einen Kurs für alle Themengebiete der 5. Klassen. Dieser wird dann im Flipped Classroom (die Lerninhalte werden in einem Online-Forum zusammengestellt, von den Schülern selbst zuhause erarbeitet wird, die Anwendung erfolgt im Unterricht anhand von Aufgaben) oder einem selbstgewählten Blended Learning Format (kombinierte Form des Lernens aus E-Learning und Präsenzphasen) allen teilnehmenden LehrerInnen der beiden Schulen zur Verfügung gestellt. Dadurch soll der Unterricht wie in einem Lernbüro (nur jetzt mit digitalen Materialien) schülerzentriert geöffnet werden, so dass das selbstgesteuerte Lernen und das eigenverantwortliche Arbeiten zentrale Elemente des Mathe­matik-Unterrichts werden. Standard bei jedem Thema sind u. a. Videos (in Form von Impuls- und Erklär-Videos), differenzierte Aufgaben aus dem Schulbuch und die dazu passenden Lösungen. Darüber hinaus sollen aber auch weitere Inhalte zur fachlichen und kompetenzorientierten Ver­tiefung hinzugefügt werden. Nicht nur das Lernen im Fach Mathematik soll im Mittelpunkt stehen, sondern auch das digitale Lernen gemäß des Kompetenzrahmens zur Medienbildung allgemein.

Durch diese Kooperation mussten die teilnehmenden LehrerInnen beinahe alle digitalen Kompe­tenzen zunächst selbst erlernen. So erlangten sie bei der Erstellung der Materialien und beim virtuellen Austausch selbst Fähigkeiten, die sie dann den SchülerInnen besser vermitteln konn­ten. Gleichzeitig bedeutet das Projekt Entlastung für die Lehrkräfte und Nachhaltigkeit in der Unterrichtsvorbereitung, denn im Schuljahr 2019/2020 werden weitere Schulen und somit auch Lehrkräfte die erstellten Kurse für ihren Unterricht übernehmen und sich an der Produktion von zusätzlichem Material beteiligten.

Im nächsten Jahr werden dann voraussichtlich 16 Lehrer aus fünf Schulen am Kurs für die7. Klassen arbeiten. Die beiden bereits erstellten Kurse der 5. und 6. Klassen können 2020 sogar noch weit mehr Lehrkräfte nutzen, so dass die Vernetzung der Schulen und Lehrkräfte vielen Schülern zugutekommen und ihnen innovativen Unterricht bieten kann.

Das Besondere

Das Projekt bietet die Möglichkeit, Unterricht neu zu denken. Unabhängig von großer räumlicher Distanz können LehrerInnen sich austauschen, unterstützen und gegenseitig kreativen Input geben. Darüber hinaus werden die Lehrkräfte im Unterricht aus dem Zentrum gerückt und die Unterrichtsinhalte können schülerzentriert und medial abwechslungsreich vermittelt werden. Dabei lernen SchülerInnen nicht nur den Umgang mit neuen Medien, sondern auch miteinander. Diese Sozialkompetenz wird dadurch gefördert, dass die Lehrkräfte als ModeratorInnen oder Coaches fungieren. Die SchülerInnen sind also keine EinzelgängerInnen, die den Frontalrednern zugewandt sind, sondern arbeiten zusammen in Gruppen und helfen sich gegenseitig. Die Lehr­kräfte kommen immer dann zum Einsatz, wenn die SchülerInnen gemeinsam nicht mehr weiter­kommen.

Darüber hinaus wird auch das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen gefördert, indem SchülerInnen sich zwar in Gruppen helfen, aber auch ihr eigenes Tempo und ihren eigenen Lern­fortschritt einschätzen müssen.

 

Erfahrungen und Ergebnisse

Für Lernende ist es besonders wichtig, an den Herausforderungen des Mathematik-Unterrichts nicht zu verzweifeln, sondern motiviert zu bleiben. Der Einsatz von Youtube-Videos und Smart­phones bietet diese Motivation, da die SchülerInnen sich in diesen Bereichen auskennen und in ihrem Alltag aufhalten. Außerdem ist die Erfahrung, sich mit seinen MitschülerInnen auszutau­schen, wertvoll und wichtig für die Sozialkompetenz. Aus einer heterogenen Gruppe voller Indivi­duen bildeten sich im Verlauf des Projekts immer mehr Arbeitsgruppen heraus, die hilfsbereit und fürsorglich das gemeinsame Lernen im Blick haben. Ehrlicherweise schaffen das aber nicht alle.

Die Ergebnisse in den fachlichen Leistungsnachweisen lassen Verbesserungen erkennen, diese sind aber mehr oder weniger stark ausgeprägt und individuell von der Klasse abhängig. Die durch Leistungsnachweise weniger prüfbaren Kompetenzen, die u.a. durch Kooperation und Kommuni­kation erzielt werden, sind deutlich stärker ausgeprägt. Dies ist auch eine stetige Rückmeldung anderer Lehrkräfte, die die Klasse betreuen, aber nicht nach dem Konzept unterrichten.

Aus den Gutachten

„Ein Lehrer, ein Klassenzimmer, ein Unterricht. Und viele Einzelgänger. Das System Schule ist derzeit meist noch sehr in sich selbst geschlossen. Lobenswert sind bereits Fachschaften inner­halb einer Schule, in denen sich effizient ausgetauscht wird, d.h. neben Materialien, auch Metho­den und Unterrichtsstrukturen. Doch wenn es möglich ist, diesen Austausch auf andere Schulen zu erweitern und mit dem Anspruch der realen (digitalen) Welt zu kombinieren, ist dies sehr inno­vativ und deren Koordination, Planung, Umsetzung und Durchführung herausragend.“

Eckdaten

Schule: Inge-Aicher-Scholl Realschule Neu-Ulm - Pfuhl / Gregor-von-Scherr-Schule Neunburg vorm Wald (NvW)
Bundesland: Bayern
Jahrgangsstufe: 5 bis 7
Fächer: Mathematik, MINT
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