Preisträger

Unterricht innovativ
2013
2. Preis

,,Oskar. Anders sein ist nichts für Feiglinge" – Ein Kinderbuch gegen Mobbing

Marion Segerer, Erna Rosenhammer und Elisabeth Regensburger

Fotocredit: BILDSCHÖN

Projektbeschreibung:

Schülerinnen und Schüler des Sonderpädagogischen Förderzentrums Neutraubling bringen eigene Erfahrungen zum Thema Ausgrenzung in Worten und Bildern zum Ausdruck. Es ent- steht das Bilderbuch „Oskar. Anders sein ist nichts für Feiglinge. Ein kleiner Schlauchschna- belvogel sucht einen Freund.“ In den Fächern Kunsterziehung und Deutsch gestalten die Kin- der unter der Anleitung von Marion Segerer und Erna Rosenhammer ein eigenes Buch, das nach gemeinsamer harter Arbeit gedruckt vor ihnen liegt. Das Ergebnis macht nicht nur die Macher stolz, sondern überzeugt auch die Leser und Betrachter: In der Stadtbücherei präsen- tieren die Kinder ihr erstes Bilderbuchkino vor Publikum. Danach macht sich die Klasse 6 G erfolgreich auf den Weg, Oskars Geschichte in Kitas und Grundschulen zu zeigen und vorzu- lesen. Die Odyssee des Schlauchschnabelvogels Oskar, eine Geschichte von Einsamkeit, Ausgrenzung und der Suche nach Freunden, kennen nicht nur Schülerinnen und Schüler der Förderschule aus eigener Erfahrung, in dieser Geschichte finden sich auch Kinder aus ande- ren Schulen und sogar der Bürgermeister von Neutraubling wieder!

Das Besondere:

In Team- und Einzelarbeit ist ein überzeugendes Gemeinschaftswerk entstanden, in das sich jede Schülerin, jeder Schüler ihren Fähigkeiten entsprechend eingebracht hat. Ausgehend von der Grundidee, eine gemeinsame Kurzgeschichte zu schreiben, entwickelten die Lehrerinnen mit der Klasse die Ideen weiter, bis schließlich alle „ihr Buch“ stolz in den Händen hielten. Konsequent lernten die Schülerinnen und Schüler, eigene Gefühle und Erfahrungen in Worte und Bilder zu fassen und adäquate Ausdrucksmöglichkeiten zu finden. Diese wurden immer wieder auf ihre Wirkung hin überprüft. Damit dann an die Öffentlichkeit zu gehen, war ein wesentlicher letzter Schritt. So bekamen die Sechstklässler die Bedeutung der eigenen Mühe in den positiven und mitfühlenden Reaktionen des Publikums gespiegelt und konnten so die Qualität ihres Buches erfahren.

Erfahrungen und Ergebnisse:

,,Das Schönste war, dass die Kinder immer so still und aufmerksam zugehört haben!“ Büsra & Moritz, Juli 2012

Ein großer Gewinn für die Schülerinnen und Schüler liegt in der Anerkennung der persönlichen Leistungen, der positiven Wirkungen in der Klassengemeinschaft und dem Gefühl, an der Herstellung eines Kinderbuches in Text und Bild mitgewirkt zu haben. Die Erfahrung, dass neben der Wertschätzung durch Lehrkräfte und Mitschüler auch andere von der eigenen Geschichte, den eigenen Bildern profitieren und Oskars Geschichte mitfühlen, ist neu und stärkt nachhaltig das eigene Tun. Für die Pädagoginnen war es sehr beeindruckend, mit welch wachsendem Selbstvertrauen und zunehmender Sicherheit Buchvorstellungen gemeistert wurden. Die Lesungen wurden dabei intensiv nachbesprochen, Leseleistungen beobachtet und Verbesserungsvorschläge umgesetzt.

Das Projekt ist auch ein Beispiel für die Annäherung verschiedener Schularten: Die Grundschule vor Ort hat darum gebeten, die Geschichte als Theaterstück aufzuführen. Das SFZ wurde zur Premiere eingeladen. Alle Schularten werden sich zukünftig noch stärker mit der Umsetzbarkeit und Machbarkeit von Inklusion auseinandersetzen müssen. Das Projekt „Kinderbuch gegen Mobbing“ zeigt, wie gemeinsames Arbeiten am gleichen Thema mit sehr un- terschiedlichen, individuellen Lern- und Leistungsvoraussetzungen gelingen kann.

Aus dem Gutachten:

„Durch Einbringen der individuellen Situation und Erlebnisse wurden mit zunehmender Pro- jektbearbeitung viele soziale Kompetenzen gestärkt sowie sprachliche und gestalterische Fähigkeiten anerkannt. Der Bezug zum persönlichen Alltag stand im Vordergrund und durch die Herstellung des Kinderbuches ist auch die Praxisrelevanz für die Berufs- und Arbeitswelt voll gegeben.“

„Wachsendes Selbstvertrauen und zunehmende Sicherheit bei Präsentation/Lesungen in anderen Schularten sind neben der Weiterentwicklung der Geschichte in Form eines Theaterstückes in einer Grundschule eine positive Wirkung. Der Unterricht ist übertragbar und nachhaltig.“

Eckdaten

Schule: Sonderpädagogisches Förderzentrum, Neutraubling
Bundesland: Bayern
Jahrgangsstufe: 6-7
Fächer: Deutsch, Kunst, Werken
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