Allgemein, Deutscher Lehrkräftepreis 2023

„Wohlbefinden ist die Grundlage jeder Schulgemeinschaft“

Preisträger André Szymkowiak schildert seine Eindrücke vom International Summit on the Teaching Profession (ISTP) 2025 in Island.

Ende März trafen sich Bildungsexperten aus aller Welt zum International Summit on the Teaching Profession (ISTP) 2025 in Island. Mit dabei: André Szymkowiak, Preisträger des Deutschen Lehrkräftepreises in der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“. Als Mitglied der deutschen Delegation unter der Leitung von Bildungsministerin Simone Oldenburg brachte er seine Perspektive aus der Schulpraxis in die internationalen Diskussionen ein.

DLP: Ihre Teilnahme am ISTP in Island liegt nun schon ein paar Wochen zurück. Was ist ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

André Szymkowiak: Am meisten hat mich beeindruckt, dass die Herausforderungen in den Bildungssystemen international sehr ähnlich sind. Das hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet – gerade wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die Schulsysteme und ihre Ausstattung weltweit sind. Themen wie Digitalisierung, Handynutzung, Schulatmosphäre, frühkindliche Bildung und natürlich der Personalmangel beschäftigen offenbar alle Länder gleichermaßen.

DLP: Inwiefern hat sie das beeindruckt?

André Szymkowiak: Es war eine Art Aha-Effekt für mich, dass genau die Themen, die international als zentrale Herausforderungen genannt wurden, auch meinen Schulalltag prägen. Das hat mir noch einmal die Relevanz unserer Arbeit vor Augen geführt.

DLP: Welche Themen wurden international diskutiert?

André Szymkowiak: Inklusion war ein großes Thema – und da wurde deutlich, dass sie vielerorts nicht so gut umgesetzt wurde, wie es notwendig wäre. Das kennen wir ja auch aus Deutschland. Oft fehlen die Ressourcen, obwohl alle wissen, dass sie notwendig wären. Auch Bildungsgerechtigkeit wurde intensiv diskutiert, insbesondere in Verbindung mit frühkindlicher Bildung und Sprachförderung – gerade im Hinblick auf Kinder mit Migrationshintergrund. Ein weiteres zentrales Thema war der Fachkräftemangel – bei Lehrkräften ebenso wie bei Erzieher:innen.

DLP: Gab es auch außerhalb der Tagung Gelegenheiten zum Austausch mit isländischen Kollegen?

André Szymkowiak: Eine Gelegenheit zum konkreten Austausch ergab sich bei einem Schulbesuch in Island – dort konnten wir mit Lehrkräften, Schulleitung und auch mit Schüler:innen ins Gespräch kommen.

DLP: Was hat sie an der isländischen Schule überrascht?

André Szymkowiak: Zunächst einmal, dass es dort keine staatlichen Curricula gibt – jede Schule entwickelt ihren eigenen Lehrplan. Das fand ich erstaunlich. Was mich dagegen ernüchtert hat: Die Mitbestimmung der Schüler:innen war eher oberflächlich. Partys und Eventorganisation, ja – aber echte Beteiligung an Schulentwicklungsprozessen? Fehlanzeige. Da sind wir an meiner Schule deutlich weiter.

DLP: Gab es internationale Ansätze, die sie sich auch für Deutschland vorstellen könnten?

André Szymkowiak: Konkrete Lösungen, beispielsweise gegen den Fachkräftemangel, habe ich dort nicht gesehen. Was mich aber sehr beeindruckt hat, war der Stellenwert des Themas „Wohlbefinden“ – sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler:innen. In Deutschland wird das leider oft abwertend als „Kuschelpädagogik“ belächelt. Dabei zeigen Studien – etwa von der OECD –, dass ein gutes Schulklima und ein wertschätzender Umgang sich positiv auf die Leistungen auswirken.

DLP: Hat sie das in ihrer Haltung bestärkt?

André Szymkowiak: Absolut. Für mich ist Wohlbefinden ein zentrales Thema – für Schüler:innen, Kolleg:innen, Eltern. In Deutschland muss man sich fast dafür schämen, das offen zu sagen. Dabei braucht es genau das für eine funktionierende Schulgemeinschaft.

DLP: Empowering Teachers war das Motto. Fühlen sie sich persönlich gestärkt?

André Szymkowiak: Die Reise war eine großartige Erfahrung. Der Austausch mit Maike Finnern (GEW), Gerhard Brand (VBE) und Simone Oldenburg (Bildungsministerin Mecklenburg-Vorpommern) war sehr konstruktiv. Ich konnte meine Perspektive als Praktiker einbringen – etwa bei den Themen Künstliche Intelligenz oder bei den „Core Essentials“. Anfangs dachte ich, ich sei eher als Beobachter dabei – am Ende hatte ich das Gefühl, wirklich gehört zu werden.

DLP: Vielen Dank, André Szymkowiak!

Thorsten Timmerarens
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