Preisträger

Unterricht innovativ
2013
1. Preis

Eine Klasse schreibt ein Lexikon

Dr. Sönke Zankel, Doris Schmidt und Lars Koesterke

Fotocredit: BILDSCHÖN

Projektbeschreibung:

Die Heimatstadt als Klassenzimmer – Schülerinnen und Schüler schreiben „Das Uetersen- Lexikon“ (Kiel 2012), ein hochwertiges Lexikon über den Ort, in dem sie wohnen. Dadurch lernen sie diesen nicht nur näher kennen, sie vollziehen auch den komplexen Prozess der Entstehung eines Buches sowie dessen Vertrieb nach. Im fächerübergreifenden Projekt recherchieren sie umfangreich interessante und relevante Themen, fernab von Wikipedia, und folgen dem Ansatz des forschend-entdeckenden Lernens. Sie treffen Zeitzeugen und Experten, besuchen das Heimatmuseum, forschen im Archiv nach. Die Erkenntnisse werden in Artikeln über Orte, Sehenswürdigkeiten oder Persönlichkeiten aus Uetersen verarbeitet. Die ganze Klasse arbeitet mit: Während die einen Texte Korrektur lesen und einer Plagiatskontrolle unterziehen, erstellen andere ein betriebswirtschaftliches Konzept, vermarkten das Buch und verkaufen es schlussendlich. Projektmanagement und Organisation stehen genauso im Mittelpunkt wie das eigentliche Schreiben und Bearbeiten der Lexikonartikel. Die Teamfähig- keit wird gefördert und die Zehntklässler lernen, sich als Teil der Gesellschaft in ihrer Heimatstadt zu verstehen.

Das Besondere:

Die Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse erarbeiteten weitestgehend eigenverant- wortlich und fächerübergreifend ein Nachschlagewerk über ihren Heimatort Uetersen. Im Unterricht lernten sie die Textsorte Lexikonartikel kennen und fanden Wege für das Schreiben der Artikel nach wissenschaftspropädeutischen Kriterien. Jeder Schüler schrieb zwei Artikel, deren Themenschwerpunkte an die jeweiligen Interessen angeknüpft waren. Diese Texte wurden überarbeitet, redigiert und in einem Buch zusammengefasst, welches über eine Schü- lerfirma vermarktet wurde. Nicht jeder Artikel schaffte es in das Nachschlagewerk, der hohe Anspruch spiegelt sich im Ergebnis wider.

Insgesamt wurden vier Monate von der Idee bis zur Fertigstellung des Produktes, des Lexikons, veranschlagt. Die Schüler erfassten alle zu erledigenden Aufgaben und stellten einen strikten Zeitplan auf. Besonders motivierend war die Gewissheit der Schülerinnen und Schüler, dass sie Teil eines größeren Projektes waren und etwas schufen, was auch jenseits des Klassenzimmers auf Interesse stoßen würde.

In den beteiligten Fächern – Biologie, Deutsch, Geographie und Geschichte – wurde nicht die gesamte Schulzeit für das Projekt verwendet, vielmehr wurde nach drei Wochen Planungs- phase der Regelunterricht fortgesetzt. Lediglich von den Hausaufgaben wurden die Schüler während des gesamten Projektes befreit, damit sie sich der Recherche und dem Schreiben der Texte widmen konnten.

Erfahrungen und Ergebnisse:

In umfassender und außerordentlich gründlicher Teamarbeit verbanden die Lehrkräfte der beteiligten Fachbereiche theoretische und praktische Inhalte. Die Schülerinnen und Schüler waren im Sinne des wissenschaftspropädeutischen Arbeitens zur Akribie verpflichtet und wurden nicht nur immer wieder motiviert, anspruchsvolle Texte selbst zu verfassen, sondern diese bis zu sechs, sieben Mal zu korrigieren. Sie lernten die Leistung der Mitschüler zu respektieren und ein Projekt von großem Ausmaß unter Zeitdruck gewissenhaft und mit hoher Qualität zu bewerkstelligen. Durch den Verkauf von über 700 Exemplaren wurden sie in ihrer eigenen Leistungsfähigkeit bestätigt. Mithilfe des selbst erwirtschafteten Gewinns finanzierte sich die Klasse eine Fahrt nach Sylt und spendete einen Teil an soziale Einrichtungen. Das Projekt ist ohne wesentliche Veränderungen auf andere Schulen übertragbar, aber auch eine Beschränkung der Übernahme auf einzelne Module ist möglich.

Aus dem Gutachten:

„Das Projekt ist mit seinem Produkt, dem Uetersen-Lexikon, offensichtlich für alle beteiligten Schüler ein voller Erfolg geworden. Dass dann auch noch die Vermarktung gelungen ist (eigentlich schon wieder ein eigenes Projekt), rundet das Ganze noch ab.“

„Für die Schüler wird unvergesslich bleiben, wie viel Arbeit sie haben leisten müssen, wie gründlich und sorgfältig man dabei sein muss, aber auch, dass es Freude macht, im Team zu arbeiten und gemeinsam einen viel beachteten Erfolg errungen zu haben.“

Eckdaten

Schule: Ludwig-Meyn-Gymnasium, Uetersen
Bundesland: Schleswig-Holstein
Jahrgangsstufe: 10
Fächer: Biologie, Deutsch, Geographie, Geschichte, Wirtschaft/Politik
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